Ende April bis Anfang Mai 2025 hatte ich die Möglichkeit, gemeinsam mit einer medizinischen Gruppe zahnärztliche Hilfe in der Sierra Tarahumara im Norden Mexikos zu leisten. Die Gruppe bestand aus einer Internistin aus Hamm, mehreren Helferinnen – darunter auch Assistenzpersonal aus meiner eigenen Praxis – und mir als Zahnarzt. Ziel des Einsatzes war die medizinische Versorgung der indigenen Bevölkerung in abgelegenen Bergregionen.
Was haben wir dort gemacht?
Schon länger hatte ich eine zahnärztliche Reise nach Mexiko geplant. Durch die großzügige Spende eines befreundeten Zahnarztes, der uns sämtliche chirurgische Ausrüstung für diesen Zweck zur Verfügung stellte, konnte dieser Plan realisiert werden. Um die Umsetzung vor Ort zu begleiten und die Behandlung zu unterstützen, reiste ich persönlich nach Mexiko.
In der Sierra Tarahumara leben viele Menschen sehr abgeschieden, teils mehrere Tagesmärsche von der nächsten medizinischen Einrichtung entfernt. Deshalb fuhren wir mit einem Van voller Ausrüstung von Dorf zu Dorf und blieben pro Station maximal zwei Tage. Unsere Ausrüstung – Materialien aus Deutschland, aber auch aus Mexiko selbst – musste dabei vollständig mobil sein. Viele Dörfer hatten weder Strom noch Wasser. Wir arbeiteten mit einem Stromaggregat, tranken und behandelten mit dem mitgebrachten Wasser.
Einige Patienten legten bis zu sechs Stunden Fußmarsch durch das Gebirge zurück, um zu uns zu kommen. Die Information über unsere Ankunft wurde nicht nur per Funk, dem gängigen Kommunikationsmittel vor Ort übertragen, auch ein kleines Missionarsflugzeug einer Missionsgesellschaft aus den USA verbreitete diese Neuigkeit.
Für viele war es die erste zahnärztliche Behandlung ihres Lebens.
Zahnärztliche Herausforderungen
Insgesamt konnten wir während des Einsatzes 140 Patienten versorgen. Zu den häufigsten Behandlungen gehörten:
- 167 Zahnextraktionen
- 93 Füllungen
- 8 Wurzelkanalbehandlungen
Die Bedingungen waren in jeder Hinsicht herausfordernd. Die Arbeit erfolgte ausschließlich in einfachen Gebäuden ohne medizinische Infrastruktur. Die Ausstattung musste vollständig mitgebracht werden – von Instrumenten und Füllmaterialien bis hin zur mobilen Absaugung. Wasser war ein kostbares Gut, nur zum Trinken und für die zahnärztliche Arbeit eingeplant. Hygiene, Desinfektion und Materiallogistik mussten daher genau geplant werden.
Dennoch war es möglich, unter diesen Umständen professionelle und schmerzarme Behandlungen durchzuführen – ein Ergebnis, das ohne die Vorbereitung und das Engagement des gesamten Teams nicht möglich gewesen wäre.
Das Leben vor Ort
Unsere Unterkunft war einfach: Häufig schliefen wir im Schlafsack auf dem Boden, ohne sanitäre Einrichtungen. Die körperlichen Strapazen wurden jedoch durch die Herzlichkeit der Menschen, ihrer großen Dankbarkeit und dem Wissen, gebraucht zu werden, mehr als aufgewogen.
Besonders beeindruckend war, mit welchem Vertrauen uns die Menschen begegneten. Viele kannten bisher keinen Zahnarzt – und trotzdem ließen sie sich mutig behandeln. Es war eine intensive, herausfordernde, aber vor allem auch sehr bewegende Erfahrung.